LGB 20400 RhB-Ellok Ge 6/6 I 413

Das Rhätische Krokodil

 

Vorbild ist die Lok mit der Nr. 413 der Rhätischen Bahn. Von diesen Loks wurden in den 20er Jahren 15 Stück gebaut. Mit 1067 PS Dauerleistung zogen diese Loks Personen- und Güterzüge über die Steilstrecken der Schweizer Alpen. 3 Krokodile (412, 414, 415) werden heute noch vor Sonderzügen eingesetzt.
Man muß bald aber nicht mehr bis in die Schweiz reisen, um diese Lok im Original zu sehen: Am 14.06.2001 beförderte die Dampflok 41 018 das Krokodil mit der Betriebsnummer 411 und einen RhB- Salonwagen nach München. Auf dem alten Messegelände wird 2003 die Zweigstelle des Deutschen Museums eröffnet. Bis dahin werden die Fahrzeuge allerdings leider unzugänglich zwischengelagert.
Die Lok 413 wurde 1996 bei einem Unfall so sehr beschädigt, dass sie verschrottet wurde.

Bild gefunden auf den genialen RhB-Seiten von Maurizio Polier
Bild gefunden auf den genialen RhB-Seiten von
Maurizio Polier

weiterführende Links:   RhB   M. Polier

Das Modell verfügt wie das Original über 2 Motoren. Trotzdem fehlt es der Lok etwas an Zugleistung, denn die Motoren treiben nur die jeweils äußeren Achsen des Drehgestells an. Die mittleren Achsen werden zwar auch vom Motor bewegt, haben aber keinen Kontakt zur Schiene (ein Tribut an die kleinen Kurvenradien). Die jeweils inneren Achsen werden nur über die Kuppelstange angetrieben.

Umbauten:

Das Modell kann umschaltbar entweder mit Strom aus der Oberleitung oder Schiene betrieben werden. Für den Schienenbetrieb hat Lehmann im Lieferzustand pro Drehgestell je zwei Schleifer an den Schienen und an den äußeren Achsen vorgesehen. Eines der Drehgestelle ist jedoch zusätzlich an der Vorderachse mit einem gummierten Haftreifen versehen, damit ein Stromaufnahmepunkt weniger.

Die inneren Achsen sitzen in einem Zusatzgehäuse, welches am Standard LGB-Doppelachsantrieb angebracht ist. Nach Entfernen der Achse erkennt man, daß Lehmann hier bereits die baulichen Vorbereitungen für eine zusätzliche Stromaufnahme geschaffen hat. Die Achse läßt sich allerdings nur Entfernen, indem man ein Rad vor der Achse abzieht.

Im Zusatzgehäuse findet man vorbereitete Löcher, in die die Stromabnehmerkohlen mit Hülse (LGB 63120) passen. Die Hülsen müssen dann nur noch mit Kabeln zum Motorblock verbunden werden, entsprechende Öffnungen finden sich überall.

Beim Aufpressen des Rades auf die Achse muß allerdings darauf geachtet werden, daß der Innenabstand zwischen den Radreifen wieder 40 mm beträgt. Eine bebilderte Umbauanleitung findet man auf der Homepage von This Manhart.

Im Lieferzustand wird von den 3 Achsen eines Triebgestells nur eine vom Motor direkt angetrieben: Die Äußerste. Die mittlere Achse hat zwar ein Zahnrad, aber keinen Kontakt zur Schiene und die innere Achse wird nur über das Gestänge angetrieben.
Das Gestänge hat aber einiges Spiel auf den Kurbelzapfen und ist damit kaum ein wirkliches Mittel zur Kraftübertragung.

In dieser Konfiguration ist die Zugleistung des Krokodils folglich nicht wirklich hoch. Ein taugliches Mittel zur Erhöhung der Anhängelast ist es grundsätzlich, die Lok mit Blei zu beschweren.
In der Ausgangskonfiguration bedeutet das beim Krokodil aber auch, dass die auf das Gestänge wirkenden Kräfte zunehmen bzw. durch das Spiel gar nicht richtig ankommen.

Ich richtete mein Augenmerk daher auf die vom Motor angetriebene, aber knapp über der Schiene schwebenden inneren Achse. Warum hat Lehmann die so vorgesehen?

Die Hauptbegründung dürfte in der Länge des Antriebsgestells zu suchen sein: Bei Durchfahrt durch Kurven des 60 cm Radius 1 ragt die mittlere Achse weit über das Schienenprofil hinaus. Da aber alle Lehmann Fahrzeuge immer durch den engsten Radius fahren sollen, müsste diese Achse - wenn Sie denn mit Spurkranz auf der Schiene laufen soll - seitlich verschiebbar sein und das Gestänge entsprechend knickbar sein.

Wird die innerste Achse nicht über der Schiene geführt (z.B. durch Einsatz der spurkranzlosen Achse hier) dreht das Antriebsgestell in einer R1 Kurve so weit nach außen, dass dieser Eingriff sehr deutlich wird. Auch mit viel Wohlwollen nicht mehr vorbildgerecht.

So tauschte ich im ersten Schritt die innere "Blindachse" gegen eine "normale" mit Spurkränzen. Die Zugleistung nahm bereits deutlich zu, aber der Zug war immer noch zu schwer.

Im zweiten Schritt rüstete ich die bereits mit einem Haftreifen versehene äußere Achse des einen Antriebsgestelles mit einem 2. Haftreifen aus.
Mein Krokodil entgleiste sehr oft in einer Kurve, wenn der Original-Haftreifen auf dem in Fahrtrichtung gesehen hinteren Drehgestell zum Einsatz kam. Daher erschien es mir sinnlos, beide Drehgestelle mit je einem Haftreifen zu versehen und setzte lieber auf reinen "Frontantrieb".

Eine komplett mit Haftreifen ausgerüstete Achse birgt natürlich eine Gefahr in Kurven. Das kurveninnere Rad hat im Vergleich zum Kurvenäußeren den kürzeren Weg zurückzulegen. Damit könnte die Achse sich verklemmen, wenn beide Räder die gleiche Reibung auf die Schiene bringen wollen. Differentiale gibts bei Lehmann (noch) nicht. Ich habe keine Problem diesbezüglich festgestellt, die Zugleistung erhöhte sich jedenfalls noch einmal beträchtlich.
Nachteilig war nur, dass in dieser Konfiguration die vorderste Achse nicht mehr für die Stromabnahme zur Verfügung stand.

Das brachte mich dann auf den dritten Schritt: Die Verlegung der haftbereiften Achse in die Mitte des Drehgestells. Eigentlich war die Idee aus der Not geboren, ich bekam die Radschleifer der vorderen Achse nicht aus dem Getriebeblock ausgebaut, um sie zur mittleren Achse zu versetzen.

Erfreulicher Nebeneffekt war, dass in dieser Variante es auch egal war, ob die Lok mit dem Haftreifen-Antrieb vorne oder hinten aufgegleist wurde. Dies brachte mich dann auf die Idee im vierten Schritt auch die mittlere Achse des zweiten Antriebs beidseitig mit Haftreifen auszurüsten.

In diesem Ausbauzustand zieht mein Krokodil nun den schweren Güterzug auch über feuchte Gleise die Steigung nach oben:

Alle Wagen wurden inzwischen sogar auf schwere SanVal Metallachsen umgestellt, ohne dass die Lok dadurch Schwierigkeiten bekommen hätte.

Trotz der Umbauten durchfährt die Lok Weichen und Kurven im Radius 1, selbst bei aufeinanderfolgender "S"-Anordnung. Sie wird aber deutlich langsamer. Für den Dauerbetrieb sicher nicht optimal.
Wenn auf eine Verwendung von R1-Gleisen nicht verzichtet werden kann, sollte auf jede Kurve eine kurze 15 cm Gerade ( = Länge des Drehgestells) folgen. Dann ist der Geschwindigkeitsverlust minimal.
Es könnte diesbezüglich auch mit einer Verringerung des Spurkranzinnenabstands der mittleren Achse unter die Standard 40 mm experimentiert werden.

Radius 3 Weichen und Kurven wie ich sie im neuen Layout 2002 verwende sind völlig unproblematisch.

Sehr seltsam: Das Krokodil ist serienmäßig eine Geisterlok. Aber eben nur serienmäßig. Gestatten, da ist er:

Einbau eines ESU Loksound XL 3. Da die Lok bereits mit einer digitaltauglichen Elektronik versehen ist, muss nach Umlegen der DIP-Schalter nur noch der Decoder mit der Platine verkabelt werden. Siehe hierzu auch mein Hinweis zur Lichtschnittstelle.


zur Startseite von Ebis' Gartenbahn